Salvador-Allende-Haus in Finsterau
2017Bauherr:Gem. Zeltlagerplatz- und Jugendheimverein e.V.
vertreten durch Herrn Martin MerklAbbruch und Neubau des bestehenden Küchengebäudes und Speisesaals
Barrierefreier Umbau des bestehenden Wirtschaftsgebäudes
Durchführung der Maßnahmen in 2 Bauabschnitten im laufenden Betrieb. Landschaft
In der Landschaft des Bayer. Waldes zwischen Lusen und dem Hochmoor der Moldauquelle liegt der Wistlberg. Am Ende der Buchwaldstraße von Finsterau aus erreicht man auf 1.050 m ein dem Wistlberg vorgelagertes Hochplateau.
Aufgrund der exponierten und einsamen Lage entstand an dieser Stelle erst im 19. Jahrhundert ein kleiner Waldbauernhof, der aber bereits in den 50iger Jahren des 20. Jahrhunderts aufgegeben wurde.
Das Anwesen wurde vom Zeltlagerplatzverein erworben, der hier am Rande des Nationalparks des Bayer. Waldes im Lauf der Jahre einen Beherbergungsbetrieb speziell für Gruppenreisende bzw. Kinder- und Jugendgruppen aufbaute, das Salvador-Allende-Haus.
Auch nach zahlreichen Umbauten und Zubauten ist das bauliche Herz der mittlerweile dorfartigen Anlage noch heute das ursprüngliche Bauernhaus, von dem noch der Keller und die ehemalige Stube mit seinem Nebenraum und das Dach erhalten ist.
Erschließung
Das Salvador-Allende-Haus liegt am Ende der Straße, die das Feriendorf mit dem Ort Finsterau verbindet. Sowohl der Mitarbeiterverkehr, die Ver- und Entsorgung des Beherbergungsbetriebs bzw. der Küche, als auch der Besucherverkehr mit einer Wendemöglichkeit für Busse und der Parkmöglichkeit für Individualreisende sammelt sich im Vorfeld der Anlage.
Um auch in der Hauptsaison, dem Winter trotz der üblich großen Schneemengen verlässlich erreichbar zu sein, ist ein Erschließungsvorfeld erforderlich, das kurzschlüssig und einfach schneegeräumt werden kann.
Architektur
Das Salvador-Allende-Haus ist eine dorfartige Anlage, bestehend aus zwei größeren Gästehäusern, einer Turnhalle mit anschließendem Freischwimmbecken, mehreren kleineren Bungalows, dem neuen Küchen- und Speisesaalgebäudes und dem ehemaligen Bauernhaus, in dem heute die zentralen Einrichtungen wie z.B. das Cafe und der Empfangsbereich untergebracht sind.
Das ehemalige Bauernhaus, das heute Wirtschaftsgebäude genannt wird, als identitätsstiftenden Mittelpunkt der Anlage zu stärken, war das Hauptanliegen der Baukörpersetzung und architektonischen Durchbildung des neuen Küchen- und Speisesaalgebäudes. Alle Gebäudeteile bilden ein großes „U“, das sich Richtung Westen zum Tal des Reschbachs und den grünen Lusenhängen öffnet. Dieses große „U“ teilt der ehemalige Bauernhof, jetzt „Wirtschaftsgebäude“ genannt, in zwei Teile, einen nördlichen Erschließungs- und Durchfahrtsbereich und einen südlichen, ruhigeren und ungestörten Hof.
Die Setzung des Küchen- und Speisesaalgebäudes schließt diesen Hof in Richtung Osten und bildet mit dem Speisesaal und der vorgelagerten Loggia bzw. Terrasse, dessen Rücken. Richtung Osten und Richtung Straße definiert das Gebäude zusammen mit dem ehemaligen Bauernhaus einen neuen Haupteingang, durch seine zurückhaltende Fassadengestaltung und Volumetrie stärkt das Küchengebäude die Präsenz des ehemaligen Bauernhofes, als „Gesicht“ des Jugenddorfes.
Bauablauf
Das Baufeld, dass für den Neubau des Küchen- und Speisesaalgebäudes zur Verfügung steht, ist durch die Außengrenzen des Bestandes definiert, da Richtung Westen und Süden der Nationalpark angrenzt, Richtung Osten ein Naturschutzgebiet. Aus wirtschaftlichen Gründen musste der Neubau bei laufendem Betrieb errichtet werden. So wurde in einem 1. Bauabschnitt im Frühjahr und Sommer 2018 zunächst die Nebengebäude und der ehemalige Speisesaal abgebrochen, die neue Küche und ein erster Speisesaal errichtet und in Betrieb genommen.
In einem 2. Bauabschnitt wurde die Bestandsküche abgebrochen, die Umbauten im Bestand des Wirtschaftsgebäudes durchgeführt und der 2. Speisesaal errichtet.
Bis Sommer 2019 werden Restarbeiten und die Außenanlagen fertiggestellt.
Innere Organisation
Da der ehemalige Bauernhof hinsichtlich seiner räumlichen Möglichkeiten für den Empfang von Reisegruppen zu klein dimensioniert ist, wurden der Haupteingang und ein Empfangsflur vor der Anmeldung dem Gebäude seitlich angelagert. Über diesen Flur ist die Essensausgabe und der Weg zu den Speisesälen erschlossen und der Weg zum Innenhof bzw. den Sanitäranlagen, dem Cafe und der Stube im Wirtschaftsgebäude.
Parallel zu diesen öffentlichen Gebäudeteilen ist die Ver- und Entsorgung der Küche und seiner Nebenräume an den Wendehammer des Parkplatzes angeschlossen. Der Personalraum überblickt den Zugangsbereich, die Küche und Spülküche erfüllt auf kleinstem Raum die einschlägigen Hygiene- und Arbeitsschutzrichtlinien. Im Obergeschoß des Küchen- und Speisesaalgebäudes befindet sich die Technik: Eine zentrale Heizung, die die bestehende Heizung im Wirtschaftsgebäude ersetzt und die Lüftungszentrale, die Küche, Spülküche und den Speisesaal be- und entlüftet.
Der Speisesaal des 2. Bauabschnittes und die Speisenausgabe haben eine eigene raumluft-technische Ausstattung.
Im Wirtschaftsgebäude wurde der bestehende Flur barrierefrei aufgeweitet, so dass auch Rollstuhlfahrer ohne fremde Hilfe die Angebote Cafe und Stube erreichen können.